laut.de-Kritik

Leidet an Verstopfung und kämpft mit Dünnschiss.

Review von

Wer erinnert sich nicht an die glorreichen Tage der Metalcore-Mannen von Caliban, als sie die hungrige Meute mit ihrem frischen Sound zum Wahnsinn trieben. Mit ihrer neuen Scheibe "The Undying Darkness" knüpfen sie nahtlos, wenn auch ein wenig besser, an den Vorgänger "The Opposite From Within" an.

Die Riffs sind metallischer und ausgefeilter, Bass und Drums bilden eine gewaltige Moshwand. Shouter Andi hat sich ebenfalls gemacht, denn sein Reibeisen schreddert verschiedene Tonlagen und keinen monotonen Einheitsbrei. Das Cover-Artwork zum Album hat kein anderer als Mike D. von den befreundeten Killswitch Engage gezimmert und im Gegensatz zum Album-Titel "The Undying Darkness" strahlt es in hellen Tönen.

Engelsgleich beginnt auch das Intro mit einem zarten Klaviersolo. Die übliche Caliban-Tradition trampelt dieses mit wuchtigen Drums und reißenden Gitarren in den Abgrund. Der unverwechselbare Schreigesang Andis erfüllt die Klangkästen und nach wenigen Sekunden gibt Gitarrist Dennis seine klaren Vocals zum Besten. Die Gesangsstunden haben sich gelohnt, denn er trällert bis in schaudernde Höhen ohne dabei die Eier zu verlieren, denn seine Gitarrenarbeit prügelt sich fortan zeugungsfähig in den Gehörgang.

Auch Anhänger der alten Chose werden bei "Song About Killing" lechzend am Lautstärkerad kleben und voll durch drehen. Der Song verzichtet durchgehend auf Dennis' Gesangseinsatz, was ihm ohne Zweifel zu Gute kommt. Da das Quintett einen richtig fetten In-Die-Fresse Stampf-Song kreiert! Die erste Single des Albums setzten sie für die gierige Fangemeinde gleich als Video um. "It's Our Burden To Bleed" frisst sich als Ohrwurmgarant mit Sub-Bass und fleischigen Gitarrenfetzen ins Hirn.

"Together Alone" kommt als abwechslungsreicher Hammer daher, der mit seinen Fear Factory–Anleihen die Nägel ins Metal-Herz treibt. Die triefende Wunde zerklüftet "My Fiction Beauty", das den kläglichen Rest gegen Ende des Songs mit Mosh-Parts à la Cannibal Corpse zermalmt. Etwas gediegener und tragender beginnt "No More 2nd Chances" mit einem Soundgerüst aus Patricks mächtigem Schlagzeug-Gefeixe und tiefen Stromgitarren der alten Riege.

Bei "I Refuse To Keep On Living ..." überlegt man das erste mal, ob Dennis wirklich so viel cleane Singsang-Parts bekommen musste. Die Melodie bekommt etwas schrecklich weinerliches. Einzig der tief dreckige Growl von Andi am Ende des Songs erschüttert bis ins klirrende Mark. Eine absolute Überraschung sollte für alle "Moment Of Clarity" sein. Hier haben die Großstadt-Gofen doch tatsächlich den alte Kreator-Frontförster Mille ausgegraben. Zusammen legen sie einen thrashigen Metalsong aufs Parkett, den man von Caliban so nicht erwartet hätte!

Und das war noch lange nicht alles aus der Überraschungs-Kiste, denn auf dem Album ist auch das "Army Of Me"-Cover der Isländerin Björk vertreten, das es leider nicht auf die Promo geschafft hat. Anders Fridén (In Flames) produzierte "The Undying Darkness", wie schon den Vorgänger, Andy Sneap (Kreator, Nevermore) besorgte den Mix. Eine unsterbliche Finsternis entstand allerdings nicht gerade, denn die cleanen Parts überwiegen doch zu sehr und gehen in eine Mainstream-Richtung, die gerade an Verstopfung leidet und mit Dünnschiss kämpft.

"Shadow Hearts"-Anhänger müssen wohl eine eigene Combo gründen, denn die Typen hier haben ihren Sound gefunden und perfektioniert. Ob jedoch die momentan schlagartig empor gekommene Metalcore-Gemeinde durchhält, um in Jahren noch Caliban-Hymnen zu trällern, sei dahin gestellt.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. I Rape Myself
  3. 3. Song About Killing
  4. 4. It's Our Burden To Bleed
  5. 5. Nothing Is Forever
  6. 6. Together Alone
  7. 7. My Fiction Beauty
  8. 8. No More 2nd Chances
  9. 9. I Refuse To Keep On Living...
  10. 10. Sick Of Running Away
  11. 11. Moment Of Clarity
  12. 12. Army Of Me
  13. 13. Room Of Nowhere

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