Porträt

laut.de-Biographie

Bro'Sis

Popstars. Klappe, die Zweite. Nach dem Erfolg der No Angels war es nur eine Frage der Zeit, bis RTL2 ein weiteres Mal die Popstars-Maschine anschmeißt und der Pop-Welt einen enthüllenden Spiegel vor die Nase hält.

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Also rollt Mitte 2001 die Casting-Lawine wieder durch Deutschland und die Zuschauer haben an den wackeligen Sangeskünsten der Teilnehmer und halblustigen Selbstdarsteller ihre helle Freude. Einschaltquoten-Hit natürlich inbegriffen. Dabei wird das bestens funktionierende Konzept um kein Detail angereichert bzw. verändert. Man setzt auf das gewohnte Pferd: Vom "Recall" über den Lehrgang auf Ibiza bis zur Endausscheidung in einer WG bleibt man der Linie treu.

Im November 2001 ist es dann endlich so weit. Nach der mehr oder weniger erfolgreichen Musterung von über 11.000 Bewerbern kommt das Casting der zweiten Staffel zu einem tränenreichen Ende. Zwei Talente werden aus dem Münchner Loft nach Hause geschickt. Somit hievt die Jury (bestehend aus dem Choreograph Detlef Dee! Soest, dem Produzenten Alex Christensen und der Radiomoderatorin Noah Sow) vier Jungs und zwei Mädels auf den deutschen Pop-Thron.

Mit von der Partie sind auf der männlichen Seite: Giovanni, der italienische Pizzabäcker aus Stuttgart, Ross, die Heulsuse aus England, Shaham, der deutsch-amerikanische "Hardcore-Rapper" aus Heidelberg, und Faiz, ein DJ aus Bottrop; auf der weiblichen Seite sind zu nennen: Indira, eine Halb-Inderin und das 18-jährige Nesthäkchen Hila, beide aus Frankfurt.

Dieses Mal dürfen die Zuschauer nicht über den Bandnamen entscheiden. Die Retorten-Band wird auf den Namen "Bro'Sis" getauft, was für Brothers & Sisters stehen soll. Der Name bezeichnet darüber hinaus den Versuch, sich von den No Angels abzugrenzen. Da diese musikalisch auf die glamouröse Schiene geschoben wurden, verpasst man Bro'Sis nun einen "roughen Street-Style" (Zitat von Dee). In der ersten Single "I Believe" ist davon aber noch wenig zu spüren: Glatter R'n'B-Pop und ein grausig gemachtes Video, über das die No Angels wohl nur müde gelacht haben, prägen das erste Bild der neuen "Popstars". Bald äußert sich der Street-Style aber in den zahlreichen Skandalen, die Bro'Sis kurz nach ihrem Entstehen in die Boulevard-Zeitungen bringen.

Zuerst schnüffelt die Bild-Zeitung in der Vergangenheit Shahams herum und findet heraus, dass er wegen einer Schlägerei bereits Gesetzeskonflikte auf seinem Konto hat. Beinahe gleichzeitig packt dann auch noch das Ex-Jury-Mitglied Noah "War ich naiv?" Sow aus und berichtet, warum sie während des Castings auf Ibiza ihren Job hinschmiss. Durch ihre "bahnbrechenden" Enthüllungen kommt ans Tageslicht, dass es bei der Entscheidung über die Kandidaten für die nächste Runde nicht immer mit rechten Dingen zuging, und die Personen eher nach gutem Aussehen als nach Können bewertet wurden.

Bro'Sis - Days Of Our Lives
Bro'Sis Days Of Our Lives
Friede, Freude, Eierkuchen im rosaroten Outfit.
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Der Rummel hat sich gerade erst ein bisschen gelegt, da patzt die Band eine Woche später bei ihrem ersten öffentlichen Fernsehauftritt abseits von RTL2 und setzt ihre Performance bei Stefan Raabs TV Total sowohl stimmlich als auch tänzerisch ordentlich in den Sand. Der Reinfall ist für den Spaßkopf der Nation natürlich ein gefundenes Fressen.

Von der ersten Single der in der RTL2-Serie Popstars gecasteten Band Bro'Sis gehen nach Auskunft von Polydor in der ersten Woche 800.000 Einheiten über den Ladentisch. Damit habe die Band einen deutschlandweiten Verkaufsrekord aufgestellt, freut sich das Label. "I Believe" hat nach einer Woche nicht nur Rang eins der deutschen Media Control Charts, sondern auch dreifaches Gold. Die No Angels hatten von ihrer Debutsingle "Daylight In Your Eyes" in der ersten Woche 'nur' etwa 500.000 Exemplare verkauft.

Der Start gelingt aufs Heftigste. Bro'Sis fegen durch die Charts und gehen als Wanderpokal von einer TV-Sendung in die nächste. Den medialen Rückenwind nutzt die Band, um nur ein Jahr später bereits mit dem Nachfolger "Days Of Our Lives" um die Ecke zu kommen. Kurz zuvor verkündet das Management, dass 50% der Frauen genug haben. Folgerichtig steigt Indira, die mit bürgerlichem Namen schlicht Verena Weiß heißt, aus. Im Nachhinein machen Gerüchte die Runde, die rassige Sängerin hätte sich vermehrt um Party und Spaß im Allgemeinen als um ihre stimmliche und tänzerische Performance gekümmert.

Die Vorzeichen stehen somit auf schlechte Stimmung. Zwar stehen nach wie vor Bro'Sis-Songs als Klingelton zum Download bereit, sie liegen aber immer mehr wie Blei in den virtuellen Verkaufsregalen. Um verlorenen Boden wieder gut zu machen, muss abermals ein neues Album her. "Showtime" heißt dieses und postuliert mit seinem markanten Titel die Rückkehr des Quintetts, das in Wirklichkeit aber kaum mehr jemand hören möchte. Die CD steigt im Mittelfeld in die deutschen Charts ein und bleibt dort nur drei Wochen - das sind Verkaufszahlen im unteren vierstelligen Bereich, die wohl das Ende der Band bedeuten dürften.

Tatsächlich verabschieden sich Bro'Sis im Herbst 2005 in eine kreative Pause. 2006 wird die bereits im Vorfeld erahnte Trennung der Gruppe bekannt gegeben. Mit Solo-Projekten der einzelnen Mitglieder ist zu rechnen.

Die in Israel geborene Hila Bronstein gibt mit dem Duett "Warum" mit dem Mindener Rapper Curse ein Lebenszeichen im Alleingang. Der Song ist für den zweiten Teil von DJ Kitsunes "Victory"-Reihe vorgesehen, der 2005 erscheint.

Shaham Joyce nimmt im gleichen Jahr unter anderen eine Nummer mit Daddy Freddy auf und engagiert sich bei einem schnellebigen Bandprojekt namens Da Loc. Über verschiedene Promo-Auftritte und Download-Tracks kommt er jedoch nicht hinaus.

Faiz-Kevin Mangat liefert nach dem Ende von Bro'Sis noch eine Solo-Single ab. Sein angekündigtes Album schafft jedoch nie den Sprung in die Plattenläden. Immerhin, ganz vergessen ist er auch 2007 noch nicht: Sabrina Setlur engagiert ihn für ihren Auftritt bei "The Dome Vol. 43" für den Background-Gesang.

Etwas geschickter stellt sich Giovanni Zarrella an: Er ergattert Jobs- als Fernsehmoderator, hauptsächlich auf dem Sportsektor. Der Gesang bleibt jedoch weiterhin Thema: Sein Album "Coming Up" erscheint im August 2006.

Ross Antony, der gebürtige Engländer, besinnt sich nach dem Aus für die Popstars-Combo auf seine Ausbildung an einer Schule für Musik, Tanz und Drama und arbeitet fortan als Musical-Darsteller. 2006 ehelicht der bekennende Homosexuelle seinen Freund, den Opernsänger Paul Reeves. Gemeinsam mit ihm und dem Stuttgarter Produzenten Torsten Frank arbeitet er an seinem ersten Solo-Album. Allerlei werbetechnische Schachzüge werfen Schatten voraus: Im März 2007 veröffentlicht Ross unter dem Titel "The Inside Me" seine Autobiografie. Im Januar 2008 zieht er als Kandidat der dritten Staffel von "Ich Bin Ein Star - Holt Mich Hier Raus!" ins RTL-Dschungelcamp ein, um 16 Tage und viele Heulattacken und Tanzeinlagen später als Dschungelkönig Ross I. im Triumphzug zurück zu kehren.

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Surftipps

  • Fanpage

    Nicht schön, aber reichhaltig.

    http://www.brosis-home.de
  • Popstars hautnah

    laut.de eisern und tapfer auf den Spuren des Teenie-Phänomens Bro'Sis in Singen am Bodensee (mit Fotogalerie).

    http://www.laut.de/vorlaut/stories/2002/03/22/02648/index.htm

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