laut.de-Kritik

Der WhoMadeWho-Fronter solo: düster und flockig poppig.

Review von

Wenn die Kindheit geht, und Papas Schuhe plötzlich wie angegossen passen, dann kommt der Ernst des Lebens. Im Wortschatz nehmen Begriffe wie Verantwortung, Selbstzweifel, Angst und Hoffnung plötzlich viel Raum ein. Für WhoMadeWho-Frontmann Tomas Høffding aka Ben Homme scheint diese Lebensphase eine ganz besondere gewesen zu sein.

Denn der Inhalt seines neuen Soloalbums "A Life Less Fancy" beschäftigt sich fast ausschließlich mit dem Übergang vom Jugendzimmer in die Weiten der Erwachsenenwelt. Musikalisch wird die Suche nach Antworten von dicht gewobenen elektronischen Soundscapes begleitet, die dem Norweger – nach eigener Aussage – ausnahmslos in 10.000 Metern Flughöhe, auf dem Wege von einem Who Made Who-Gig zum nächsten, in den Schoß fielen.

Mit weichen Beats und melancholischen Synthies kreiert Tomas Høffding eine experimentell orientierte, aber in sich stimmige Klangfassade mit melancholischem Kern. Garniert mit sanftem Bariton bleibt in knarzenden Moll-Ergüsse wie "The Hill", "Life Decunstructed" oder das finstere Hall-Spektakel "Under The Weather" aber stets Raum für Hoffnung.

Einfacher haben es da schon Songs wie "Daybreaker" oder "The Optimist". Hier gehen androgyne Soundlandschaften urplötzlich in luftig flockige Pop-Welten auf. Es wird geklimpert und dazu getanzt.

Arm in Arm mit Kollegin Jenny Rossander, die mit ihrem engelsgleichen Timbre für reichlich Licht im Dunkeln sorgt, katapultiert sich Tomas Høffding in frohlockende Dancefloor-Sphären, die jede noch so dichte Wolkendecke vertreiben.

So schnürt sich Høffding ein klangliches Paar Allwetter-Schuhe, die die zitternden Füße des Protagonisten auf jedem Pfad trocken und warm halten.

Trackliste

  1. 1. Boys
  2. 2. The Hill
  3. 3. Life Deconstructed
  4. 4. Daybreaker
  5. 5. Best Boost Nest Hoost
  6. 6. Under The Weather
  7. 7. The Optimist
  8. 8. Kiss The Wife Pick Up The Knife
  9. 9. The Lover
  10. 10. Fighter
  11. 11. School

1 Kommentar

  • Vor 10 Jahren

    Seine angenehm warme, aber irgendwie bedrückende Stimme in Kombination mit diesem typisch trocken-norwegischen Düsterpop-Sound hat was. Kann man sich für melancholische Herbstabende durchaus mal antun.