laut.de-Kritik

Mit Lil Wayne mutiert das Schlafzimmer zu Fraggle Rock.

Review von

Bobby Valentino hat seinen Namen auf ein markiges Bobby V gestutzt. Passt ja auch blendend zu Studioalbum Nummer fünf, so ein großes V. Abgesehen davon ändert sich kaum etwas.

Seine Beziehungen ins Geschäft scheint der Crooner aus Atlanta allerdings hervorragend gepflegt zu haben: Die Gästeliste gestaltet sich umfangreicher als je zuvor. Schade bloß, dass all die namhaften Gäste kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

Offenbar haben es Bobby V insbesondere die Herren der rappenden Zunft angetan. Cassidy, Future und Gucci Mane liefern ihre Gastbeiträge ab, allesamt so routiniert, dass ihre Darbietung schon austauschbar erscheint. Am meisten Spaß machen da noch die Rollenspielchen mit Red Café.

Einzig Lil Wayne verankert sich wirklich im Gedächtnis, wie er unisono mit der Gitarre im verspiegelten Schlafzimmer "I'm looking for love" in den besungenen "Mirror" quakt. Das hat durchaus das Potenzial, das Boudoir zu Fraggle Rock mutieren zu lassen.

K. Michelle, die dem trägen Softporno-Sound von "Put It In" die Hookline liefert, bleibt die einzige Lady, die Bobby V ans Mikrofon lockt. Die holde Weiblichkeit schmachtet er natürlich trotzdem an - ausdauernd, mindestens von "Dusk Till Dawn" lang, doch leider nicht besonders originell.

Wem immer noch nichts anderes einfällt, als "You should be my angel", "a freak in the sheets", und der dann zu Räuber-und-Gendarm- und Doktorspielchen auffordert, sollte sich eventuell doch überlegen, irgendwann das Metier zu wechseln. Welcher Art Frauen quatscht man mit derart abgedroschenen Phrasen denn bitte immer noch die Klamotten vom Leib?

Witz und Einfallsreichtum machen den Verführer. Von beidem bleibt Bobby V weit entfernt. Er kann singen, klar, legt reichlich Gefühl in seine Stimme, findet aber offenbar weder neue Themen noch neue Worte für das alte Thema.

Auch musikalisch geht "Dusk Till Dawn" keinerlei Risiko ein - und gewinnt genau deshalb auch keinen Blumenpott. Die Produktionen, zur Hälfte von Jeffrey 'J Leron' Toney beigesteuert, setzen sämtlich auf klassisches R'n'B-Instrumentarium. Hübsch, ja. Aber auch hübsch langweilig. Immerhin spart sich Bobby V den gezwungenen Ausflug in den Club, den die meisten seiner Kollegen zur Auflockerung des Über-die-Matratzen-Gekulleres einbauen.

Bässe, so weich und voluminös wie frisch aufgeschüttelte Daunenkissen, stecken den Rahmen für Bobby Valentinos schmachtenden Gesang ab. Akzente setzen Fingerschnippen, sachte Claps, Klavier oder Streicher - man kennt das zur Genüge.

Die spanisch angehauchte Akustische in "Are You Ready" wirkt um Welten charmanter als die an gleich mehreren Stellen im Hintergrund herumknödelnde E-Gitarre, als habe jemand die Gary Moore-Gedächtniswochen ausgerufen.

"Is anybody out there that can save me?" Diese Frage steht am Ende unbeantwortet im Schlafgemach. Ohne interessantere Texte und ein bisschen Wagemut wirds jedenfalls schwer, nachhaltig zu fesseln.

Trackliste

  1. 1. Dusk Till Dawn (Intro)
  2. 2. Are Your Ready
  3. 3. Mirror feat. Lil Wayne
  4. 4. Before You Break My Heart
  5. 5. Role Play feat. Red Café
  6. 6. Put It In feat. K. Michelle
  7. 7. Nothing On You
  8. 8. Tipsey Love feat. Future
  9. 9. Ooh (She Got Me Like)
  10. 10. Rock Body feat. Gucci Mane
  11. 11. She Got It All feat. Cassidy
  12. 12. 1st Class Love
  13. 13. Save Me From Me

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