laut.de-Kritik

Mit dem Pixies-Produzenten ging die Unbekümmertheit.

Review von

Es gibt Alben, von denen man nie enttäuscht wäre, hätte man nicht so hohe Erwartungen. Nach dem meisterlichen Debüt "Sha Sha" auf einem Grat zwischen Lemonheads und Weezer sowie dem ebenbürtigen, etwas durchdachteren Nachfolger "On My Way" war die Vorfreude auf das selbst betitelte Drittwerk riesig. Auch wenn einem der Titel zu denken geben sollte. Immerhin hat es Kweller geschafft, sein Label mit diesem Album davon zu überzeugen, in Deutschland auf Tour zu kommen.

Doch der erste Eindruck bleibt hinter den Erwartungen zurück. Man zweifelt, fragt sich, was Kweller anders macht als zuvor. Klingt es zu leichtfüßig? Oder will es leichtfüßig klingen und bekommt die Kurve nicht? Liegt es an der Zusammenarbeit mit dem Produzenten Gil Norton? Ein klangvoller Name. Immerhin arbeitete er schon mit den Pixies und anderen Indie-Größen zusammen. War es wirklich sein Einfluss, der die jugendliche Einfach- und Direktheit aus Kwellers Songs heraus nahm? Oder ist Kweller selbst einfach ein Profi geworden, der auch mal mit den unendlichen Möglichkeiten des Produktionszirkus' spielen möchte - ohne zu sehr von seiner ursprünglichen Unbekümmertheit abzuweichen?

Nach ein paar Hörgängen ist klar: Kwellers Songs sind auch noch heute kindlich-naiv. Doch zwang er dieses Grundgefühl, diese angenehme, leicht pubertäre Aufbruchsstimmung ein wenig in ein Korsett hinein. Ob das nun der Produktion oder Kwellers Entwicklungswillen zuzuschreiben ist, sei dahin gestellt. Wichtig bleibt, dass er dennoch einen großen Teil seiner musikalischen Unbekümmertheit in Melodien und Harmonien auf das dritte Album hinüber gerettet hat.

Der Schwung, mit dem sich "Penny On A Train Track" im Ohr festbeißt und den Hörer mitreißt, die Leichtigkeit, mit dem das wippende Sixties-lastige "Don't Know Why" ausgestattet ist. Oder das trotz seines Titels treibend gut gelaunte "This Is War": Kein Song, der nicht gefallen, nicht überzeugen würde – zu gut ist die Melodieführung, zu sehr berühren die Harmonien. Und doch ist der schönste Moment der, in dem Ben Kweller – alleine mit seinem Klavier – in "Thirteen" eine Liebesgeschichte erzählt. Spätestens hier fällt auf, dass Kweller inzwischen mehr mit einem anderen Ben gemein hat, als mit den frühen Lemonheads oder Weezer.

Trackliste

  1. 1. Run
  2. 2. Nothing Happening
  3. 3. Sundress
  4. 4. I Gotta Move
  5. 5. Thirteen
  6. 6. Penny On The Train Track
  7. 7. I Don't Know Why
  8. 8. Magic
  9. 9. Red Eye
  10. 10. Until I Die
  11. 11. This Is War

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