laut.de-Kritik

Mit Langsamkeit gegen den Herzschmerz.

Review von

Die romantische Liebe zeichnet sich dadurch aus, dass die Abwesenheit des Liebesobjekts konstitutive Bedingung dafür ist, seine Liebesschwüre und Sehnsüchte vollends auf den geliebten Menschen richten zu können. Die unerfüllte oder verlorene Liebe wird zum Zentrum und Sinn des eigenen Empfindens, das dann ästhetisch erhöht werden kann und Kunst wird. Gerade in der Musik ist das ein gerne thematisiertes Motiv.

Bon Iver hat mit seinem mit schlichtesten Mitteln eingespielten LoFi-Folk-Album "For Emma, Forever Ago" eindringlich vorgeführt, wie eine solche intensive Verarbeitung der verlustig gegangenen Liebe klingen kann.

Mit dem Titel "Notes For A Absent Lovers" hat sich der Singer/Songwriter Barzin ebenso explizit diesem Herzschmerz hingegeben, wobei er vielmehr auf geschmeidige denn knarzige Arrangements setzt, die seine verletzten Gefühle watteweich betten.

"Nobody told me forgetting could be so hard", singt er im Opener mit eindringlicher und leicht vibrierender Stimme eines Mannes, dessen Gegenwart von der vermeintlich erfüllenden Vergangenheit geprägt ist. Leise schlägt er die Akustische zu sanften Percussions und Pianotupfern, während der sachte anhebende Refrain zweistimmig vorgetragen wird.

Mit seinen emotionalen wie eingängigen Melodielinien und introspektiven Lyrics bewegt sich Barzin atmosphärisch irgendwo zwischen der Fragilität der ersten Sophia-Alben und Dakota Suite, der Schwermut von Mazzy Star und dem Pathos eines Damien Rice, und schafft zarte, eingängige Lieder, um die sich wunderbare Arrangements aus Gitarren, Streichern, Piano, Bass und Vibraphon ranken. Dass die Songstrukturen sich in ihrer angenehmen Behäbigkeit ähneln, kommt dem Fluss des Albums durchaus zugute.

Wunderbar anzuhören, wie sich die E-Gitarrenlinie sachte durch "Queen Jane" oder "When It Falls Apart" schlängelt oder die Pedal Steel säuselnd ihre sehnsüchtigen Spuren hinterlässt ("Words Tangled In Blue", "Soft Summer Girls"), die vage an frühe Lambchop-Nummern erinnern.

Dass er seinen Lebensmut doch nicht gänzlich verloren hat, offenbart das temporeichere "Look What Love Has Turned Us Into", das trotz des entmutigenden Textes hoffnungsfrohe Aussichten bietet. Da klingt musikalisch die Aussicht auf eine glückliche Zukunft mit, auch wenn "The Dream Song" zu Piano und Glockenspiel sich erneut in dem von Barzin bevorzugten Schritttempo ergeht.

Mit "Notes To An Absent Lover" präsentiert er ein kunstvoll stilisiertes Werk, dass weitgehend auf Langsamkeit setzt und sich dem Verlust der geliebten Person verdankt: "All I know is that your absence fills everything / You're the reason why I sing". In abgrundtiefe Traurigkeit begibt er sich mit seiner Musik nie, umschifft geschickt das Riff der Larmoyanz und kompensiert seine schmerzvolle Erinnerung mit bitter-süßen, maßvoll melancholischen Kompositionen.

Trackliste

  1. 1. Nobody Told Me
  2. 2. Words Tangled In Blue
  3. 3. Soft Summer Girls
  4. 4. Queen Jane
  5. 5. When It Falls Apart
  6. 6. Lost
  7. 7. Stayed Too Long In This Place
  8. 8. Look What Love Has Turned Us Into
  9. 9. The Dream Song

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LAUT.DE-PORTRÄT Barzin

Langsamkeit, Melancholie und Introspektion sind die prägnantesten Merkmale des musikalischen Schaffens des in Toronto ansässigen Singer/Songwriters.

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