laut.de-Kritik

Ein Soundtrack in bester Singer/Songwriter-Manier.

Review von

Man bekommt nicht oft ein Singer-/Songwriter-Album als Soundtrack. Bei Yann Thiersens Werk zu "Die fabelhafte Welt der Amélie" hat es vorzüglich geklappt. Und zumindest in England wird dieses Album auch funktionieren.

Anfang des letzten Jahres war Badly Drawn Boy der Hype in der englischen Musikpresse, der Spiegel meinte, der Boy würde die englische Popmusik von der verspicegirlung erlösen. Und genau dieser Retter der englischen Musikszene schreibt jetzt den Soundtrack zur neusten Romanverfilmung der britischen Popliteraten-Ikone: Nick Hornby. Schon die Verfilmung seines Bestsellers "High Fidelity" war ein Hit.

Nun also der zweite Roman: "About A Boy". Eine Geschichte von einem kleinen und einem großen Jungen, die anscheinend ihre Rollen vertauscht haben. Eine Geschichte von fast normalen Menschen in einem fast normalen Leben. Nie läuft es so rund, wie man es sich im Hollywoodkino vorstellen würde. Doch hat auch der Soundtrack diese kleinen Splitter zu bieten?

Im ersten Moment dachte ich: Nein, ist das kitschig. Wenn der Film auch so wird ist er erstens absolut nicht wie das Buch und zweitens brauche ich dann keinen Fuß ins Kino zu setzen. Nette Musik, aber ich kann sie – mal abgesehen von den Texten – einfach nicht mit meinen Eindrücken vom Buch zusammen bringen. Zu lieb, zu uncool – auf die Figur Will Freemans passt kein Song. Alle Songs scheinen für den kleinen Marcus und seine suizidale Mutter geschrieben. Alles ist sehr getragen, ein wenig pathetisch.

Aber dieses Zurückhaltende gibt eine verdammt stimmige Einheit. Und bei mehrmaligem Durchhören brennen sich die Songs in mein Ohr, ich empfinde sie nicht mehr nur als Nebenbeigeplätscher. Langsam bekomme ich das Gefühl, ein eigenständiges Album und nicht einfach nur einen Soundtrack zu hören. Badly Drawn Boy hält sich zwar in den meisten Songs mit einer minimierten Instrumentalbesetzung zurück, und doch ist alles wunderbar durcharrangiert. Auch bei der dezenten Vorsichtigkeit der Songs besitzen diese die für den Künstler typische Vielfältigkeit und einen perfekt arrangierten Aufbau, der sich in keinster Weise dem Hörer aufdrängt.

Höhepunkte des Albums sind das zurückhaltend vorsichtige "Silent Sigh", für welches Beatles-Harmonien gemopst wurden, das opulente "S.P.A.T" und "File Me Away". Und der groovende "Little Boy Blues (Delta)". Einer der wenigen Songs, den ich auch in dieser Form auf einem regulären Badly Drawn Boy-Album erwartet hätte.

Trackliste

  1. 1. Exit Stage Right
  2. 2. A Peak You Reach
  3. 3. Something To Talk About
  4. 4. Dead Duck
  5. 5. Above You, Below Me
  6. 6. I Love N.Y.E.
  7. 7. Silent Sigh
  8. 8. Wet, Wet, Wet
  9. 9. River-Sea-Ocean
  10. 10. S.P.A.T.
  11. 11. Rachel's Flat
  12. 12. Walking Out Of Stride
  13. 13. File Me Away
  14. 14. A Minor Incident
  15. 15. Delta (Little Boy Blues
  16. 16. Donne & Butzon

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