laut.de-Kritik

Im HSV-Fanblock regiert der Punkrock.

Review von

Jeden Samstag um halb vier messen Deutschlands Elite-Kicker zwischen der Elbe und der Isar ihre Kräfte. Während es dabei auf dem Rasen Blutgrätschen, Steilpässe, taktische Raumverschiebungen und nicht zuletzt auch eine Menge Tore zu bestaunen gibt, grölen sich in den jeweiligen Fanblöcken tausende Schlachtenbummler den halben Nachmittag lang die Kehle aus dem Leib.

Da werden trikotbehangene Berliner Working-Class-Mannsbilder für anderthalb Stunden urplötzlich zu Fans von Frank Zander, oder nicht minder gestandene Kölner Kerle zum Background-Chor der Bläck Fööss. Alles aus Liebe zum Verein, versteht sich.

Bei dem einen oder anderen geht die Verehrung sogar so weit, dass man in seiner Freizeit das Spielen eines Instruments erlernt, sich mit standardisierten Reim-Schemen auseinandersetzt und mit Gleichgesinnten eine Band gründet, um dem geliebten Klub mit eigenen musikalischen Ergüssen seinen Tribut zu zollen. Willkommen in Hamburg. Willkommen beim HSV, und vor allem: Willkommen im Drei-Akkorde-Kosmos von Abschlach!.

"Du Wirst Uns Siegen Seh'n" ist bereits Album Nummer vier der Bramfelder Rothosen-Verehrer. Die sechs Jungs von der Alster schreiben sich dabei Punkrock mit leichten Ska-Einflüssen auf die Fahnen und beschäftigen sich inhaltlich - wen wunderts - nahezu ausschließlich mit huldigender HSV- und Hansestadt-Verehrung. Dass sich der allgemeine Export ihrer Silberlinge in südlichere Gefilde eher in Grenzen hält, stört das Sextett dabei nicht im Geringsten. Den Nordlichtern geht es im Wesentlichen um Authentizitäts-Ausreizung und den Spaß an der Sache.

Zwischen Uptempo-Funpunk ("Du Wirst Uns Siegen Seh'n", "Nur Der HSV", "Es War Sommer"), Fußgängerzonen-Akustik ("Ich Geb Nen Scheiss Drauf", "Wo Sind Die Jahre") und Dosenbier-Schunkeleien ("Immer Wieder", "Mitten Im Feindesland") fühlt sich der Sechser am wohlsten. Daran ist im Grunde auch nichts auszusetzen. Die Jungs beherrschen das Punkrock-Straßenköter-Einmaleins, die Produktion ist angenehm stimmig und bisweilen animieren eingängige Mitgröl-Refrains gar zum Mitwippen.

Sobald sich die Chor-Gebärden aber verabschieden und sich die beiden Sänger Herr Wendt und Muchel am Mikro einfinden, fängt die Alster an zu stinken. Hier wird Monotonie und Leblosigkeit neu definiert. Nordische Unterkühltheit ist ja schön und gut, aber wenn das Ganze dann so klingt, als würde Uwe Seeler Fisch-Rezepte vom Teleprompter ablesen, ist irgendwann Schluss mit lustig.

Erschwerend kommt der unüberhörbare Hang zur Weidnerschen Lyrik hinzu, der jedoch nur selten das Niveau einer sonntäglichen Fischmarkt-Debatte überschreitet.

Und so bleibt letztlich nicht allzu viel für die Allgemeinheit übrig. Im Gegensatz zu allen Nordkurve-Dauerkarteninhabern der Hamurger Imtech Arena. Dort dürfte das Viertwerk der Hanseaten abgefeiert werden, wie der letzte Dribbling-Vorstoß von Kevin Keegan anno 1980.

Trackliste

  1. 1. Du Wirst Uns Siegen Seh'n
  2. 2. Dumme Lieder
  3. 3. Nur Der HSV
  4. 4. Ich Geb Nen Scheiss Drauf
  5. 5. Es War Sommer
  6. 6. Abschlach! Live In Tokio
  7. 7. Fein Wieder Zu Hause Zu Sein
  8. 8. Immer Wieder
  9. 9. Mitten Im Feindesland
  10. 10. In Hamburg Gebor'n
  11. 11. Prostitution
  12. 12. Fussballstar
  13. 13. Wo Sind Die Jahre
  14. 14. Dieser Tag
  15. 15. Bye Bye

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7 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    "Du wirst uns siegen sehn" in Verbindung mit dem HSV ... hahhaahaaaa! :p :p :p

    Doch halt, eben aus MoPo online: der HSV hat gestern ein Testspiel gewonnen - 12:0! Gegen einen Oberligisten namens Rugenbergen. :p

    Naja, ich freu' mich schon auf die Relegation gegen Pauli.

    "FC BAYERN FOREVER NUMBER ONE" ... *sing*

  • Vor 12 Jahren

    Ich find die Scheibe geil und wer die Ironie erkennt, der wird die Songs lieben..... und das wichtigste ist: man kann so geil Dumme Lieder mitgröhlen und ist einfach nur gut drauf ... Prost Abschlach! Soll'n die andern doch schrei'n, wir knall'n uns lieber einen rein....

  • Vor 12 Jahren

    als niveaOvoller Oomph!-Hörer tun einem diese primitiven Klänge fast weh in den Ohren.